Langnauerörgeli
Die verschiedensten Harfenmacher und Langnauerörgelibauer bauen von 1836-heute, das Langnauerörgeli. Am bekanntesten ist wohl das einreihige, 2-chörige mit 3 Bässen versehene Härpfli, welches durch seine Handlichkeit und seinen speziellen Klang schon früh Jung und Alt verzauberte.
Gebaut ab 1836 in Langnau im Emmental erhielt es seinen Namen Langnauerli. Wie auch die Einteilung der Töne wurde sofort als das Langnauersystem bekannt.
Auf dieser Seite werden verschiedenste Harfner und Örgelibauer vorgestellt. Dieser Bereich wird laufend ergänzt und erweitert.
Harfenmacher, der Frühzeit
Harfenmacher, der Neuzeit
Harfenmacher Herrmann Langnau im Emmental BE
Als die ersten Handzuginstrumentenbauer (Harfenmacher / Harfner) der Schweiz, wird die Familie Herrmann aus Langnau im Emmental bezeichnet.Als die erste Harfenmacher ab 1836 werden in vielen Schriften folgende Namen erwähnt: Johann Samuel Herrmann, Friedrich Herrmann oder Gottlieb Herrmann, wobei Friedrich und Gottlieb in den örtlichen Totenrödel als die ältesten mit Harfenmacher oder Harfner bezeichneten Personen sind.
Johann Samuel Herrmann 1800-1861
Johann Samuel Herrmann war als Drechsler bekannt. Ein von ihm noch erhaltenes Büchlein, in welchem er eigenhändig mit Tintenschrift zwischen 1819-1842 Notizen gemacht hat, verrät über Zusammensetzung von Legierungen von Neusilber, Messing, Zink und Zinn sowie Rezepturen zum Beizen von Holz. Die 34 Seiten Notizen lassen darauf schliessen, dass Johann Samuel Herrmann Langnauerörgeli gebaut hat, jedoch ist er in Schriften lediglich als Drechsler erwähnt und nirgends als Harfner oder Harfenmacher.
Friedrich Herrmann 1813-1864
Friedrich und Gottlieb Herrman: die beiden Brüder gelten als erste erwähnte Harfenmacher/Harfner im Schmidtli Langnau. Friedrich Herrmann im Jahre 1864 mit 51 Jahren verstorben prägte den Namen der Harfenmacherei.
Gottlieb Herrmann 1819-1879
Führte den Betrieb zuerst mit seinem Brunder Friedrich im Schmidtli, später ab 1850 zusmannen mit Christian Tillmannn.
Gottlieb Herrmann & Christian Tillmann
Johann Ulrich Herrmann 1841-1900
Der Neffe von Friedrich Hermann baute in der Schlossmatte die in der Zwischenzeit berühmt gewordenen Langnaurli. Die Härpfli von Johann Ulrich Herrmann zählen zu der 2. Harfnergeneration und werden daher auch zur Blütezeit gezählt. Heute sind die Langnaurli von Johann Ulrich Herrmann sehr begehrte Instrumente welche klanglich wie auch in der Handhabung sehr beliebt sind.
Gottfried Herrmann 1838-1917
Gottfried Herrmann welcher 1838 als Sohn des Johann Samuel geboren wurde, war als Wirt im Sternen und Harfenmacher bekannt.
Ferdinand Herrmann 1846-1921 und Friedrich Hermann 1859-1895
Die beiden Brüder setzten das Lebenswerk ihres Vaters ab 1880 im Ortsteil "im Gräbli" im Langnauer Hinterdorf fort.
Walter Herrmann 1871-1935
Sohn des Johann Ulrich Herrmann übernahm 1899 die Werkstatt seines Vaters zuerst im Adler Bärau ab 1913 im Hinterdorf Langanu. Walter Herrmann fehlte die notwendigen maschinellen Einrichtungen. So liess er die Holzarbeiten in der Schreinerei Wüthrich, die Bälge in der Buchbinderei Blaser und dass Stimmenmaterial bei Gottfried Herrmann (im Sternen Langnau) herstellen.
Gottfried Herrmann *1902 und Johann Herrmann 1867-1913
Die Söhne des Harfenmacher und Wirt im Sternen führten ebenso wie Walter Herrmann die 3. Harfner Generation. Gottfried als Harmonikafabrikant und Uhrmacher in Thun, Johann in der Werkstatt seines Vaters im 2. Stock des Gasthof Sternen Langnau.
Die Langnauer Harfenmacher bauten in den 3 Harfnergenerationen interessante Instrumente:
Harpfen mit einer Melodiereihe mit 9 oder 10 Tönen, mit 2 oder drei Bässen (Schnarchbass).
Das einreihige Modell gilt als das Langnauerli schlechthin, dieses wurde zum Teil mit zwei zusätzlichen Tönen auf einer 2. Reihe ergänzt.
Später entwickelten sich auch 2 und 3 reihige Modelle mit 4 und 6 Bässen. Gottfried Herrmann welcher seinen Beruf noch weit in das 20. Jahrhundert ausübte baute gar eine 4 reihige Orgel.
Die Originalwerkstatt von Gottfried Herrmann kann im Regionalmuseum Chüechlihus in Langnau BE besichtigt werden.
Jakob Christen Affoltern im Emmental BE 1843-1929
Jakob Christen Uhrmacher, Totengräber und Handharmonikabauer aus Affoltern im Emmental war um 1900 tätig. Er baute 1 - 4 Reihige Modelle mit den entsprechenden Bässen. Besondere Merkmale sind die Kupferbänder am Balgrahmen sowie die oft verbauten Messingstimmen.
Wegen seines Blinzelns mit dem linken Auge, war Christen in und um Affoltern als "Blinzli" bekannt. Die Harpfen werden Affolterli genannt.
Gottfried Bärtschi Riggisberg BE tätig um 1900, 1858-1924
Wagner und Harfenmacher ist 1858 auf dem Hof Kriegershaus in Sumiswald zur Welt gekommen. 1887 heiratete er seine 1. Ehefrau in Sumiswald im Zivilstandsregister wurde er als Handharmonikafabrikant verzeichnet. In den Jahren 1888-1889 übersiedelte Bärtschi mit seiner Ehefrau nach Riggisberg wo im 1889 auch seine erste Tochter zur Welt gekommen ist.
Bärtschi welcher ein begabter Musikant war in Blasmusik, wie auch im Violinen und Klavierspiel baute 1-4 Reihige Harfen.
Die Harfen von Bärtschi galten klanglich als besonders rein, er erntet grosses Ansehen im Harmonikabau.
Bärtschi fertigte alle Teile seiner Riggisberger selber an, wobei er von seiner Frau und später von seinem ältesten, 1891 geborenen Sohn Friedrich unterstützt wurde.
Nach dem Tod seiner Gattin 1911 verehelicht er sich im folgenden Jahr ein weiteres Mal.
Eine dritte Ehe, die wie die vorangegangene kinderlos bleibt, geht er 1922 nach dem Ableben der zweiten Ehefrau ein. Am 4. April 1924 stirbt er im Alter von 66 Jahren in Riggisberg. Damit endet die Fabrikation der Bärtschi oder Riggisberg-Örgeli. Sein ältester Sohn lässt sich noch im selben Jahr in Zürich nieder, wo er bei Musik Hug als Handharmonikafachmann sein Auskommen findet.
Johann Bärtschi Wasen im Emmtental BE
Johann von Ballmoos Thörishaus/Gümligen
Fritz Ballmoos Bümpliz-Bern
Christian Tillmann Langnau im Emmental BE
Christian Tillmann wurde bekannt aus der um 1850 entstandenen Zusammenarbeit mit Gottlieb Herrmann (1. Harfner Generation).
Tillmann fertigte später in Eigenregie Langnauerörgeli an.
Seine Instrumente ähneln dem bekannten Langnauerli von Johann Ulrich Herrmann und können sicher auch zur Blütezeit gezählt werden. Die besonders filigran gebauten Härpfli weisen einen wunderbaren Klang aus und liegen sehr gut in der Hand. Leider sind nur wenige Instrumente entstanden.
Zürcher Ulrich Kröschenbrunnen BE
Gottlieb Trachsel Mühlethurnen
Rudolf Sommer Burgdorf
Rudolf Schütz Dürrgraben
Otto Buchser Schöftland *1895-1985
Otto Buchser wurde in Schmitten FR geboren, noch vor Beendung seinder Schulzeit kehrte die Familie Buchser in ihre Heimatgemeinde Schöftland zurück. 1920 nach einigen Jahren arbeiten in einer Kleiderfabrik gündete Otto zusammen mit seinem Bruder Georg (✝1935) eine Handharmonikafabrikation. Im Katalog von 1921 wurden nicht weniger als 40 verschieden Modelle angeboten. Ebenfalls eine Serie von 10 Stück des Typs Langnauerörgeli verliessen die Werkstatt von Buchser.
Gottlieb Steck Langnau im Emmental BE 1902-1990
Der Musikhändler und Verleger aus Langnau fertigte in den 1970er Jahren Langnauerörgeli in Zusammenarbeit mit Ruedi Hänni aus Schüpbach. Ruedi Hänni erledigte die Schreinerarbeiten Steck Gody war für den Einbau der Stimmen und den Ton besorgt.
Rudolf Hänni Schüpbach BE 1916-1998
Der aus Wiggen im Entlebuch stammende Schreiner liess sich Mitte der 1950er Jahre in Schüpbach nieder. Ab 1970 fertigte er Langnauerörgeli zuerst in Zusammenarbeit mit Gody Steck später auch in eigener Regie. Jährlich verliessen etwa 12 Langnauerli die Werkstatt, dies nebst der Produktion von 2 -und 3-chörigen Modellen.
Silvio Zanin Grosshöchstetten BE 1933-2014
Mit 40 Jahren lernte der gebürtige Malermeister aus Grosshöchstetten im Selbststudium das Schwyzerörgelispielen, zuvor spielte er Akkordeon und Trompete. Aus dem neuen Hobby entwickelte sich eine Leidenschaft, so dass Silvio Zanin 1980 sein Prototyp eines Schwyzerörgelis baute. 1987 wandelte er sein eigenes Geschäft von Industriemalerei auf Örgelibau um. Er produzierte von da an jährlich rund 90 18-bässige Schwyzerörgeli. Aber auch schmucke Langnauerli baute er in seiner Örgelibude. Besondere Merkmale sind seine im eigenen Betrieb hergestellten Intarsien und Bälge.
Wilhelm Lehmann Oberburg BE *1938
Der gebürtige Trachselwaldner fand erst im Jahr 1982 wieder zurück ins Emmental. Als gelernter Käser führte er während zehn Jahren einen eigenen Käsereibetrieb in Wald-Schönengrund AR. Schon in seiner Kindheit in Trachselwald lernte er die verschiedenen Harmonikasysteme spielen. Zuerst Klubörgeli, später Schwyzerögeli und schliesslich auch Knopfgriff-Akkorden.
Zurück im Emmental begann er Örgeli zu reparieren, später im Jahr 1988 stellte er sein 1. Langnauerörgeli selber her. Seit 1990 baut Wilhelm Lehmann auch 18- und 24-bässige Schwyzerörgeli in seinem Einmannbetrieb in Oberburg.
Urs Flury jun. Aetingen SO 1956-2009
Sohn des Kunstmalers Urs Flury (1937-2005) aus Aettingen SO fand durch seinen Vater zum Örgelibau. Der bekannte Kunstmaler war im Besitz eines aus dem Jahr 1897 stammendes Langnaurlis von Johann Ulrich Hermann. Aus "Gwunder" welche Mechanik es hat und wie es gebaut ist, demontierte Sohn Urs Flury jun. dieses Härpfli. Urs Flury jun. absolvierte eine Lehre als Bootsbauer 1971-1975, nach neun Monaten in südamerikanischen Ländern arbeitete er als Bühnentechniker ein Jahr lang am Stadttheater Bern. Ab 1985 baute er nach dem Vorbild des Herrmannörgelis seine eigenen Buechibergerli. Besondere Merkmale der Fluryörgeli sind der grössere Blasebalg, die wunderschönen Holzarbeiten aus Wimmerahorn, Birnbaum und Fichte und die Verzierungen aus der Hand des Künstlers Urs Flury Senior. Die Fertigung unter Mithilfe seiner Eltern Urs und Hildi Flury erfolgte in Kleinserien von drei bis fünf Stück, so produzierte er jährlich ca. 30. Instrumente. Auf Grund der rückläufigen Nachfrage stellt Urs Flury jun. den Orgelbau im Jahr 2000 ein.
Magdalena Blaser Schüpbach BE *1950
Die im Gohl bei Bärau aufgewachsene Bäuerin absolvierte die Bäuerinnen Schule auf dem Oschwand, nebst den landwirtschaftlichen Kenntnissen, erlernte Magdalena da ebenfalls das Schnitzen und entdeckte die Vorliebe für Arbeiten mit Holz.
Als sie an ihrem Örgeli einen defekten Ton feststellte, erfuhr Magdalena über sieben Ecken, dass in Schüpbach ein Örgelibauer solche Arbeiten ausführen könne. Nachdem das Örgeli repariert war, besuchte Magdalena ca. ein Jahr lang den Örgeliunterricht bei Ruedi Hänni in Schüpbach. Ab 1980 arbeitete Magdalena zuerst Teilzeit, während den Wintermonaten und später dann Vollzeit beim Örgelibauer Rudolf Hänni in Schüpbach.
Als langjährige Mitarbeiterin in der Werkstatt von Rudolf Hänni übernahm Magdalena Blaser 1991 das Geschäft. Magdalena ist heute als flinke Handwerkerin bekannt. Nebst Langnauerörgeli, 2 -und 3-chörigen Schwyzerörgeli ist sie auch mit Schnitzerei Arbeiten in Holz beschäftigt. Jährlich verlassen ca. 5-10 Langnauerörgeli ihre Werkstätte in der Fuhren Schüpbach. Nebs neuen Instrumenten restauriert Magdalena auch antike Langnauerörgeli. Unter Kennern gilt Magdalena als Geheimtipp um restaurationbedürftigen Örgeli wieder neues Leben einzuhauchen.
Blaser, Magdalena
Oergelibau
Fuhren 35a
3535 Schüpbach/BE
3535 Schüpbach/BE
Telefon 034 497 22 32
Rudolf Schüpbach Wattenwil BE *1952
Ruedi Schüpbach ist in Blumenstein aufgewachsen.
Bereits in den Jugendjahren spielte er Trompete in der Jugendmusik. Nach der Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Mechaniker und später bildete er sich autodidaktisch zum Modellschreiner weiter.
In der Volksmusik ist er seit 1983 als Kontrabassist anzutreffen.
Inspiriert durch das damalige Schwyzerörgeliquartett Bödeli Interlaken, mit Werner Thöni, entstanden ab 1985 die ersten Miniörgeli und 18-bässigen Instrumente, ab 1988 mit dem Namen Blumensteiner Örgeli.
Fortan entstanden pro Jahr ein bis sechs 2- und 3-chörige Instrumente wie auch Miniörgeli. Dies unter der Mithilfe von Ehefrau Susi, welche für zahlreiche Arbeiten und das Einspielen der Instrumente zuständig ist.
Fortan entstanden pro Jahr ein bis sechs 2- und 3-chörige Instrumente wie auch Miniörgeli. Dies unter der Mithilfe von Ehefrau Susi, welche für zahlreiche Arbeiten und das Einspielen der Instrumente zuständig ist.
Ab 2012 hauptberuflich als Örgelibauer, werden in der Werkstatt in Riggisberg neue Instrumente unter dem Namen Riggisberger Örgeli gebaut
und Reparaturen ausgeführt.
Im Herbst 2017 entstand der erste Prototyp eines Langnauerörgelis, welches nach dem Vorbild von Christian Tillmann und der exzellenten Beratung durch Werner Aeschbacher gebaut wurde. Gegenwärtig entstehen diese Modelle in Kleinstserien von 5 Stück.
und Reparaturen ausgeführt.
Im Herbst 2017 entstand der erste Prototyp eines Langnauerörgelis, welches nach dem Vorbild von Christian Tillmann und der exzellenten Beratung durch Werner Aeschbacher gebaut wurde. Gegenwärtig entstehen diese Modelle in Kleinstserien von 5 Stück.
Besondere Merkmale der Langnauerörgeli sind die schlichten Modelle, dies ohne Intarsien und Verzierungen, die Balgrahmen mit Blumenbänder bestückt. Die Langnauerörgeli von Ruedi Schüpbach haben im Vergleich mit anderen Hersteller der Neuzeit "nur" 9 Balgfalten, dies ebenfalls in Anlehnung an die antiken Instrumente.
Zu erwähnen ist hier ebenfalls, dass Rudolf Schüpbach in Besitz der Originalwerkstatt von Gottfried Bärtschi ist. Die Werkstatt von Bärtschi wie auch eine interessante Sammlung antiker Instrumente können nach telefonischer Vereinbarung in Riggisberg besichtigt werden.
Schüpbach Rudolf
Grundbachstrasse 22
3665 Wattenwil BE
033 356 29 08
Simon Gfeller Lützelflüh *1951
Simon Gfeller hat sich zur Aufgabe gemacht die 3-reihigen Affolterli aufleben zu lassen. Er startete 2019 mit dem Nachbau seiner 3-reihigen Affolter in neuem Design und mit modernster Technik. Zusammen mit der Reist-Örgeli AG in Wasen baut er seine eigenen Affolterörgeli.
Hier geht es zu Website von Simon Gfeller: Link